-Ulrich Gösmann- Ahlen - Aus Angst vor Ratten, weiß Installateur André Rings, ziehe eine Bewohnerin der Ahlener Zechenkolonie vorher erst dreimal ab. „Danach kommt ein Backstein auf den Klodeckel.“ Alternativen zur Schädlingsbekämpfung zeigte ein Informationsabend der CDU-Ortsunion Süd-Ost am Dienstagabend in Mittrops Hof auf. Betroffene waren weitestgehend unter sich, um von Experten zu erfahren, wie eine effektive Gegenoffensive anzugehen ist. „Wenn Ratten beim Frühstück Guten Morgen sagen, läuft was quer“, begrüßte Ortsunionsvorsitzender Matthias Harmann die, die – angetrieben durch ihren hohen Leidensdruck – trotz drückender Schwüle in der alten Remise Platz genommen hatten.
Doch denen war weniger nach Scherzen. Einige, darunter Mary Kühn-Schrein, leben mit der Rattenplage jetzt schon im vierten Monat. Ihr Kommentar in die Runde: „Das Thema hängt mir bis hier. Mein Sommer, verbarrikadiert im Haus!“ Schädlingsbekämpfer Steffen Gerlach kam über Motte, Mader und Maus schnell auf die Ratte. Gerade erst habe er in einer Kolonie-Küche einen Versteckungskünstler gestellt, wie er ihn so noch nicht erlebt habe. Sein bisher dickster Brocken eine Wanderratte, der sich in die Tapete gekrallt habe, hielt sich hinter einem Schrank versteckt. Seine Schätzfrage, wie viel Nachwuchs aus einem Rattenpaar bei optimaler Ernährung pro Jahr hervorgingen, erschreckte einmal mehr: „Tausend Stück. Beeindruckend!“ Gerlach, Betreiber der Firma Wespina, nannte Krankheiten, die durch Hinterlassenschaften auch auf den Mensch übertragbar seien: Leptospirose etwa dann, wenn ein Tier in Teich oder Pool uriniere. „Fasst man rein, nimmt man den Krankheitserreger auf.“ Oder die Hantaviren, die sich ein Bekannter zugezogen habe, als er auf dem Dachboden Kot weggefegt habe. Besonders schwer seien Hausratten zu bekämpfen.
Ihr Erkennungsmerkmal: der nach oben gebogene Schwanz, der sie zu akrobatischen Kletterkünstlern mache. Daher sei es bei der Schädlingsbekämpfung wichtig, Fallen richtig zu platzieren. Etwa am Rand, an der Wand, wie der 38-Jährige anhand einer Plüschratte demonstrierte. Bei aller Niedlichkeit des Moments: „Wir haben es mit einem starken Gegner zu tun.“ Der scheue alles Neue. Köder brauchten daher zwei Wochen, um überhaupt angenommen zu werden. Aller guten Dinge scheinen auch bei Ratten drei: Nahrung, Wärme, Zuflucht. „Nehmen wir ihnen das weg, ziehen sie um“, so Gerlach. Es reiche schon ein Gartenteich, um Ratten anzuziehen. Sauberkeit und Hygiene seien oberstes Gebot, um nicht selbst verlockende Impulse zu setzen. Ob vermüllter Schuppen oder gelbe Säcke, die wochenlang draußen liegen: „Hier ist der Befall vorprogrammiert“, betonte der Kammerjäger.
Mit ihrer Intelligenz schafften es die Tiere sogar über die kleinen Abläufe in einen verschlossenen Müllcontainer. Deshalb: Auch unten sichern. Der Kompost – ein weiterer Anziehungsmagnet, der mit einem engmaschigen Rundum-Gitter geschützt werden könne. Doch wie eng? Auch diese Schätzfrage lief ins Leere. Gerlachs Faustregel: „Wo ein Daumen durchpasst, passt auch eine Ratte durch. Wo ein Finger, da eine Maus.“ Was für den Rundumschutz des Hauses insgesamt gelte. Vom Bodenablauf, dem eine Rippe fehlt – bis hin zur Ritze zwischen den Dachpfannen. Daher: „Die Gebäudehülle absichern und auch Kletterhilfen beseitigen.“ Etwa beim Grün, das einen Meter auf Distanz zur Fassade gehalten werden sollte, um Ratten wie auch Mader fern zu halten.
Installateur André Rings hatte Trichter und Schutzklappen mitgebracht, durch die es kein Tier mehr durchs Rohr ins Bad schaffe. Ob das sein muss? „Wenn man nicht mehr ruhig einschlafen kann, sollte man was einbauen“, empfahl Steffen Gerlach. In der Fragerunde beklagte Mary Kühn-Schrein, mit ihrem Albtraum jetzt schon im vierten Monat zu sein. „Frist, Frist, Frist. Die Stadt gibt sich zu schnell zufrieden“, wünschte sich die Ahlenerin, die neben dem Rattenhaus am Lütkeweg wohnt, ein leidenschaftlicheres Durchgreifen der Behörde. Fand auch Christian Szymanski, der in seinem Garten an der Fritz-Huesmann-Straße am Nachmittag noch in seinem kleinen Pool gelegen hatte, um den die Ratten flitzten.
Was machen? „Giftköder sind nur noch Thema für die Profis“, schloss Steffen Gerlach die Veranstaltung mit der für alle eindrucksvollen Demonstration eines Schlagfallentunnels. Als Köder hatte der Experte noch einen todsicheren Tipp: Nutella und Kieler Sprotten, die schön gammelig.
Matthias Harmann gab den Betroffenen mit auf den Heimweg, auf Wunsch auch zu einem Ortstermin vorbeizuschauen. Mit der Veranstaltung sei das Thema für seinen Ortsverein noch nicht beendet.
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