CDU diskutierte „Rathausfrage-
Klare Tendenz in Richtung Neubau

Fingen ein Stimmungsbild der CDU-Mitglieder zur „Rathausfrage“ ein und erläuterten noch einmal die zwei möglichen Planvarianten: Bürgermeister Dr. Alexander Berger, Peter Lehmann, Erhard Richard, Rita Pöppinghaus-Voss, Ralf Marciniak, Andreas Bockholt, KaFingen ein Stimmungsbild der CDU-Mitglieder zur „Rathausfrage“ ein und erläuterten noch einmal die zwei möglichen Planvarianten: Bürgermeister Dr. Alexander Berger, Peter Lehmann, Erhard Richard, Rita Pöppinghaus-Voss, Ralf Marciniak, Andreas Bockholt, Ka
Ahlen - Die Entscheidung des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe (LWL), den 1977 eröffneten Verwaltungsbau am Werseufer als Denkmal einzustufen, war erst wenige Stunden bekannt, als das Thema „Rathausfrage“ bei der CDU erneut diskutiert wurde. Von Christian Wolff
Der Stadtverband hatte am Donnerstag in den Hof Münsterland eingeladen, um die Parteibasis in den laufenden Entscheidungsprozess einzubinden. Mit entsprechender Resonanz: Zahlreiche Mitglieder ganz unterschiedlichen Alters interessierten sich für den einzigen Tagesordnungspunkt dieses Abends.

Das Stimmungsbild, das sich dem Vorsitzenden Peter Lehmann nach Vorstellung der Planvariante A (Sanierung) und B (Neubau) durch Bürgermeister Dr.Alexander Berger bot, zeigte eine eindeutige Tendenz: Der Wunsch nach einem deutlich verschlankten Rathaus unter modernen Energiespar- und Nutzungsoptionen sowie einer optimierten Stadthalle ist da; Denkmalschutz wird abgelehnt. Klare Verfechter für einen Erhalt des bisherigen Baukörpers äußerten sich nicht. Stattdessen gab es, wie von Theo Kerkmann, ein weiteres Mal kritische Töne dazu, wie ein nur 40 Jahre altes Gebäude derart marode sein kann. Selbst einige Christdemokraten, die nach wie vor keinen Hehl daraus machen, das Rathaus nur ungern aufgeben zu wollen, gestanden nach den Ausführungen von Karl Sorges ein, dass Schäden, Aufwand und Folgekosten bei Beibehaltung des bisherigen Rathauses in keinem zu rechtfertigenden Verhältnis mehr stehen. „Der Betonkern ist das einzige, was in Ordnung ist“, sagte der Vertreter des Zentralen Gebäudemanagements (ZGM) 
Karl Sorges.

Wird das Ministerium von Ina Scharrenbach den Denkmalschutz für das Ahlener Rathaus absegnen? Der CDU-Stadtverband hofft, dass dieser Fall nicht eintritt. Denn egal, ob der bisherige Baukörper saniert wird oder nicht – der Denkmalschutz wäre in beiden Fällen sowohl hinderlich als auch kostensteigernd, so der Tenor. „Es ist wichtig, dass die Signale aus Ahlen wahrgenommen werden“, sagte Bürgermeister Dr. Alexander Berger. Jene Signale stehen offenbar auf Neubau, wie anhand zahlreicher Wortmeldungen deutlich wurde. Stadtverbandschef Peter Lehmann zeigte sich zufrieden: „Uns ist es wichtig, das Ohr beim Bürger zu haben.“


Zuvor hatte Berger die Planvarianten Sanierung (A) und Neubau (B) erörtert. Daneben referierten Andreas Bockholt als Geschäftsführer der Stadthalle und Karl Sorges vom Zentralen Gebäudemanagement (ZGM) zu baulichen Fragen. „Nach einem Langstreckenlauf befinden wir uns nun im Endspurt“, versinnbildlichte Moderator Erhard Richard, dass bald eine Entscheidung fallen müsse. „Wir wollen keine Luxuslösungen, keine Paläste mehr bauen.“ Was jetzt festgezurrt werde, diene der reinen Daseinsfürsorge. Sparen stehe im Vordergrund, weil man auf der anderen Seite nicht auf eine Stadthalle verzichten wolle.



Dem stimmten die Mitglieder per Beifallsbekundung zu. Die Junge Union hat sich in der „Rathausfrage“ klar festgelegt: Das jetzige Rathaus hält sie weder für funktional noch für ansprechend. „Die Außenfassade gefällt uns gar nicht“, sagte Nick Drewer. „Die JU spricht sich auch nach Abwägung aller weiteren Aspekte für einen Neubau aus.“ Ulf Rosenbaum interessierte sich dafür, ob bei Beibehaltung des Denkmalschutzes automatisch Plan B gestorben sei. „Ich denke schon“, konstatierte Erhard Richard. „Es besteht natürlich die Möglichkeit, das Gebäude einfach leerstehen zu lassen, aber das will ja niemand.“ Der frühere Landtagsabgeordnete Bernhard Recker wurde deutlich: „Ich würde so ein Ding heute nicht mehr bauen lassen.“ Auch wenn er die Entstehungsgeschichte selbst miterlebt habe, müsse er feststellen, dass sich „bestimmt 70 bis 80 Prozent der Ahlener nie mit diesem Rathaus angefreundet haben“. Er riet den Verantwortlichen: „Sprechen Sie doch mal mit den Leuten auf der Straße. So stolz ist da gar keiner auf dieses Rathaus.“

Theo Kerkmann wollte wissen, ob denn bei einer Sanierung des Rathauses wirklich ein kompletter Rückbau bis auf das Betonskelett nötig sei. Karl Sorges erläuterte ihm, dass es nicht damit getan sei, nur Dach und Fassade zu erneuern, wie es sich der Architekt Professor Christoph Parade vorstellt. „So einfach ist das nicht.“ Viele Versorgungsleitungen reichten tief in die Fassade hinein, hinter Verblendungen staue sich seit Jahrzehnten Feuchtigkeit, ebenso in den Böden. „Da müssen wir überall ran.“ Erhard Richard erinnerte in diesem Zusammenhang an Fälle von geplatzten Heizungsrohren. „Wir können froh sein, dass da keine Mitarbeiter in den Büros waren.“ Hinzu komme der wabenartige Grundriss, der sich kaum in heutige Zuschnitte von Verwaltungsräumen ummünzen lasse. Nicht anders sei es bei der Stadthalle, wie Berger ergänzte: „Selbst eine grundlegende Sanierung kann die längst erkannten Mängel in der Grundstruktur nicht gänzlich abstellen.“



Dass die Politik auch eine Mitschuld am maroden Zustand des Verwaltungs- und Kulturzentrums trage, rief Hubertus Beier in Erinnerung: „Wir haben die Unterhaltszahlungen oft genug hinausgezögert oder verschoben“, wusste er aus eigener Ratserfahrung seit 1998. Auf Nachfrage von Martin Heg­selmann, der sich nach eigenen Angaben noch keine abschließende Meinung gebildet hat, wiederholte der ZGM-Vertreter, dass die Abrisskosten in den Plan B bereits einkalkuliert seien.

Einen lautstarken Appell, in jedem Fall unbedingt die Kosten im Blick zu behalten, richtete der ehemalige Fraktionschef Ralf Kiowsky an das Forum. „Das haben wir uns als CDU auf die Fahne geschrieben.“

Nicht alle Interessierten hatten am Donnerstagabend die Möglichkeit, der Versammlung beizuwohnen. Der CDU-Stadtverband Ahlen bietet daher Mitgliedern und Interessierten an, dem Stadtverbandsvorstand über ein Kontaktformular die eigene Meinung zur Rathausdebatte mitzuteilen.  Es ist ab Montag, 29. Oktober, über die Internetseite https://cdu-ahlen.de abrufbar.

Text und Bilder: Christian Wolff | Ahlener Zeitung