CDU nimmt der SPD zwei Wahlbezirke ab

 

Kräfteverhältnisse im Rat verschoben

„Links oder rechts, wo muss ich denn eigentlich hin?“ Heinrich Artmann überlegte kurz, vergewisserte sich noch einmal mit einem Blick auf die Wahlbenachrichtigungskarte. Natürlich, Bezirk 21, also der erste Klassenraum auf der linken Seite. Der FWG-Chef konnte direkt eintreten, während sich vor der nächsten Tür, am Ende des Flures in der Lamberti­schule, am Sonntagmorgen um kurz nach elf ei­ne kleine Schlange gebildet hatte. Bei der Wahlbeteiligung lag dennoch der 21er am Ende des Tages vorne, aber die meisten Stimmen bekam Artmann als Bürgermeisterkandidat im Bezirk 22 – sogar eine mehr als SPD-Hoffnungsträger Hermann Huerkamp. 24 Prozent – so viel holte für die FWG sonst nur noch Bernhard Avermiddig bei der Ratswahl in Vorhelm (Augustin-Wibbelt-Schule rechts). Das reichte für Platz 2 vor der SPD, aber nicht für das von Artmann für möglich gehaltene Direktmandat. Bitterer noch für Avermiddig, dass er sogar aus dem Rat ausscheiden muss, da der FWG nur noch zwei Sitze zustehen.

Ihr Vorsitzender kandidierte für den Rat diesmal nicht in Dolberg, sondern im Stadtzen­trum. Sein Plan, Peter Lehmann zu ärgern, ging jedoch gründlich daneben. Artmann erzielte mit 3,32 Prozent das schlechteste Ergebnis aller acht Bewerber im Wahlbezirk 6. Der CDU-Partei- und Fraktionsvorsitzende hingegen verteidigte mit 45,36 Prozent sein Direktmandat.

Insgesamt gingen diesmal 14 von 22 Wahlbezirken an die CDU, zwei nahm sie der SPD ab. Im Bezirk 5 (Stadthalle, ehemals Elisabeth-Tombrock-Haus) gewann Matthias Harman das Direktmandat und kickte damit den stellvertretenden Bürgermeister Karl-Heinz Meiwes aus dem Rat, dessen Reservelistenplatz 9 nicht für den Wiedereinzug reichte. Anders als bei Manuela Esper (Platz 7), die ihren Wahlbezirk 12 (Städtisches Gymnasium Aula) an CDU-Youngster Christoph Aulbur verlor. Auch der Parteivorsitzende der SPD, Sebastian Richter, und die Fraktionsvorsitzende Gabi Duhme ziehen über die Reserveliste in den neuen Rat ein, in dem sich die Kräfteverhältnisse deutlich zugunsten der CDU verschieben. Sie baut mit künftig 18 Sitzen, zwei mehr als bisher, ihre Position als stärkste Fraktion aus, die SPD entsendet nur noch 13 Vertreter/-innen statt zuletzt 15.

Zu den Gewinnern vom Sonntag gehören neben der CDU auch die Grünen, die um 2,8 auf 8,7 Prozent zulegten und so ein viertes Ratsmandat dazubekommen, hinter ihren eigenen Erwartungen aber zurückblieben. Ein zweistelliges Ergebnis, wie es sich die Fraktionsvorsitzende Petra Pähler-Paul ausgerechnet hatte, erzielte die Partei immerhin in drei Wahlbezirken in der Innenstadt, das beste mit 12,14 Prozent im Bezirk 5 (Stadthalle, ehemals ETH).

Nahezu identisch wie 2015 schnitten prozentual die Bürgerliche Mitte (BMA) und die Liberalen ab. Die BMA behält drei Sitze, die FDP zwei. Beide hatten sich mehr erhofft.

Die Erklärung, warum es für die BMA nicht zum vierten Sitz gereicht hat, ist naheliegend: Die „Ahlener Rathausfreunde 2020“ haben ihr Stimmen abgenommen. Deutlich tritt das zum Beispiel im Wahlbezirk 1 in Vorhelm zutage, wo Hubert Niesing für die „Rathausfreunde“ 5,9 Prozent erzielte und für Ruth Rätze von der BMA nur 2,6 Prozent übrig blieben. Das beste Ergebnis für die „Rathausfreunde“ erzielte deren Gründer und Spitzenkandidat Alfred Thiemann im Wahlbezirk 13 (Overbergschule) mit 6,8 Prozent, wobei hier die BMA mit 9,1 Prozent trotzdem die Oberhand behielt. Thiemann hat auf jeden Fall sein Ziel erreicht und zieht als Einzelkämpfer in den Rat ein, eine für ihn nicht unbekannte Situation.

Fraktionsstatus erlangten auch die Linken nicht – nicht zurück in ihrem Fall. Zu zweit waren Reiner Jenkel und Dirk Tutat 2014 in den Rat eingezogen, doch Anfang 2017 schied Tutat nach internen Differenzen aus Partei und Fraktion aus, und fortan saßen er und Jenkel an getrennten Tischen. Letzterer wird auch in der kommenden Wahlperiode alleine die rote Fahne hochhalten müssen. Zwischenzeitlich, als noch nicht alle Briefwahlstimmen ausgezählt waren, hatte es am Sonntagabend so ausgesehen, als bekäme Jenkel Verstärkung durch Sibylle Schulte, aber am Ende langte es doch nicht für einen zweiten Sitz.

Die neu gewählte CDU Fraktion im Rat der Stadt Ahlen.

Achten, René
Aulbur, Christoph
Beier, Hubertus
Binder, Iris
Buschkamp, Barbara
Genderka, Reinhard
Gößling, Philipp
Hanne, Dr. Gabriel
Harman, Matthias
Hegselmann, Martin
Jonscher, Karl-Heinz
Kupfernagel, Dietmar
Kykal, Dennis
Lehmann, Peter
Marciniak, Ralf
Meißner, Stefan 
Pöppinghaus-Voss, Rita

Vorbrink, Klaus