Infobrief 1/2021 der CDU OU - Vorhelm
Im Rahmen einer Fortbildungsveranstaltung hat ein Referent, der als „Herr der Algen“ be-zeichnete Rudolf Cordes aus Vechta, für den hiesigen Algenanbau geworben. Ich habe mich zunächst intensiv mit diesem Thema beschäftigt und dann entschieden, selber Spirulina-Algen zu produzieren.
Zunächst müssen wir zwischen Makroalgen (Seetang, usw…) und Mikroalgen (unsere Spiru-lina) unterscheiden. Makroalgen sind quasi Gemüse oder Salat, unsere Mikroalgen hingegen sind mikroskopisch kleine pflanzliche Lebewesen. Ich bin fest davon überzeugt, dass in Zu-kunft die Nachfrage nach Mikroalgen steigen wird. Diese enthalten bis zu 60 % Eiweiß sowie Eisen und Vitamin K – derartige Produkte werden im Fachjargon als „Superfood“ bezeichnet. Damit ist gemeint, dass Algen-Produkte außergewöhnlich reich an gesundheitsfördernden Nährstoffen sind und sich deshalb positiv auf die Gesundheit auswirken können. Außerdem wachsen die Algen bei mir in Wasser mit Trinkwasserqualität heran – was bei importierten Al-gen nicht immer gegeben ist.
Herr Averberg, kommen in Ihrer Familie schon Algen auf dem Tisch?Selbstverständlich. Kartoffelpüree mit Algen-Beilage schmeckt uns allen.
Die Algen wachsen bei Ihnen – ähnlich einer Hydrokultur – in Wasserbecken, die bei Ihnen insgesamt 2.500 qm groß sind. Braucht man dafür einen „grünen Daumen“?
Algen vermehren sich rasant – wenn alle Umweltbedingungen stimmen. Deshalb muss ich mich ständig um die richtige Nährstoffversorgung der Algen und um die CO2 Versorgung der Mikroalgen kümmern sowie sicherstellen, dass keine Verunreinigung der Anlage z. B. durch andere Algen stattfinden kann.
Für uns sind Sie ein Pionier auf diesem Gebiet: In NRW sind Sie der einzige Algen-Erzeuger und in Deutschland sind insgesamt nur neun derartige Anlagen in Betrieb. Verkaufen Sie Ihre Algen ausschließlich an die neu gegründete Deutsche Algen Ge-nossenschaft eG?
Ja, es besteht eine Überlassungsverpflichtung, so sind wir in der Lage, den Markt gemeinsam aufzubauen und unsere Marke „Lüttge“ (www.lüttge-superfood.de) zu entwickeln. Unsere Ge-nossenschaft vermarktet unsere Algen zurzeit als Krümmel, Pulver und Dragees. Wir ent-wickeln gerade mit Hochdruck neue Produkte wie z. B. Müslizusätze.
Für die Ernährung einer wachsenden Erdbevölkerung werden auch vermehrt nachhaltig produzierte Lebensmittel benötigt, wobei Algen für die menschliche Ernährung an Be-deutung gewinnen könnten. Dabei sind Algen beinahe unabhängig von fruchtbarer landwirtschaftlicher Fläche herzustellen.
Die Algenproduktion steht bei uns noch am Anfang; wir erarbeiten uns zurzeit das erforder-liche „Know-how“. Allein aufgrund seines hohen Proteingehaltes und weiterer Nährstoffe wer-den Algen meines Erachtens in Zukunft eine größere Rolle für die Lebensmittelver-sorgung spielen – hier bei uns und weltweit.
Herr Averberg, wir danken Ihnen herzlich für das Interview.
Wilhelm von Humbold