Infobrief 2/2023 der CDU OU - Vorhelm

Liebe Bürgerinnen und Bürger in Vorhelm,

im zweiten Vorhelmer Dorfbrief dieses Jahres beschäftigen wir uns mit der heimischen Landwirtschaft. Im Grunde geht es darum, dass wir Heute und Morgen genug zu essen haben. Unsere Landwirte sorgen für die Fleischerzeugung und produzieren Getreide für das tägliche Brot. Aber die Politik erwartet und fordert von den Bauern darüber hinaus, dass sie die natürlichen Ressourcen schonen und ihre Tiere artgerecht halten. Niedrige Verkaufserlöse bei hohen Produktionskosten bedrohen aber die Existenz von bäuerlichen Familienbetrieben. Wie denken die Hofnachfolger über ihre berufliche Zukunft? Der Landwirt Johannes Bühlmeyer (28) aus Vorhelm ist Sauenhalter und Schweinemäster sowie in der Politik und in der Verbandsarbeit aktiv; er hat uns einiges über dieses wichtige Thema erzählt:
 

Interview mit Johannes Bühlmeyer
 

Herr Bühlmeyer, Sie sind noch keine dreißig Jahre alt und bewirtschaften zusammen mit Ihren Eltern einen großen Bauernhof, für den Sie auch Verantwortung tragen. Arbeiten Sie gerne auf dem elterlichen Hof?
Ja, ich arbeite und lebe gerne auf unserem Hof. Hier bin ich mein eigener Herr und kann unternehmerisch tätig sein. Ich muss zeitlich sehr flexibel sein, denn viele Arbeiten sind nicht im Voraus planbar gerade im Ackerbau bin ich stark vom Wetter abhängig. Meine Arbeit mit den Tieren im Stall und mein Einsatz draußen auf dem Acker machen mir große Freude.

Die Technik und der Einsatz von modernen Maschinen ermöglichen auf den Höfen die Haltung von immer mehr Tieren und die Bewirtschaftung von größeren Ackerflächen. Wie beurteilen Sie diese Entwicklung?
Die moderne Technik erspart uns Landwirten die harte körperliche Arbeit im Stall und auf dem Feld. Es gibt Familienbetriebe, die keinen Hofnachfolger haben und deshalb die Ställe und die Ackerflächen an andere Landwirte verpachten. Aufgrund der Investitionen ineistungsfähige Technik können dann diese Familienbetriebe (wo jeder mit anpackt) die zusätzlichen Aufgaben stemmen. Leider gibt es auch in Vorhelm nur noch wenige Vollerwerbsbetriebe.

Sie sind gut ausbildet und wissen genau was auf dem Hof zu tun ist. Empfinden Sie die vielen nationalen und EU-Vorschriften zum Umwelt- und Tierschutz als eine Gängelei?
Ich habe Landwirtschaft studiert und verschiedene Praktika in „Ackerbau und Viehzucht“ absolviert. Ich praktiziere Landwirtschaft aber leider gibt es viele fachfremde Theoretiker, die in der Politik das Sagen haben. Damit ich auch (was überprüft wird) alles richtig auf dem Hof mache, muss ich bestimmte Tätigkeiten umfassend dokumentieren. Für diese Bürokratie verbringe ich viel Zeit am Schreibtisch.Zeit, die ich sinnvoller im Stall oder Acker nutzen könnte.

Da Sie noch viele Berufsjahre vor sich haben – glauben Sie, dass die Landwirtschaft bei uns eine gute Zukunft hat?
Diese Frage kann ich so einfach nicht beantworten: Bislang waren immer genug Lebensmittel für alle Menschen vorhanden. Durch den Krieg in der Ukraine sind die Nahrungsmittel nicht nur teurer geworden sondern einige Produkte waren vor Monaten in den Läden knapp geworden. Dadurch hat die ausreichende Versorgung mit Lebensmitteln einen anderen Stellenwert in der Gesellschaft erhalten - aber mir fehlt immer noch die Wertschätzung für Lebensmittel aus Deutschland. Wir halten uns an die Gesetze und produzieren gesunde Lebensmittel. Aber das Nahrungsmittel aus Ländern, die nicht so hohe Standards beim Pflanzen- und Tierschutz einhalten müssen, hier günstiger angeboten werden können, liegt doch wohl auf der Hand. Hinzu kommt, dass in NRW täglich mehr als 5 Hektar (50.000 qm) von der landwirtschaftlichen Fläche für eine andere Nutzung verloren gehen! So wird die Fläche auf der Lebensmittel angebaut werden immer weniger!

Als Vorsitzender vom Ring der Landjugend Westfalen-Lippe vertreten Sie die Interessen von Menschen, die ihre Zukunft auf einem Bauernhof sehen. Wie ist die aktuelle Stimmung bei den jungen Berufskollegen?
Als Arbeitsgemeinschaft aus allen Landjugendverbänden in Westfalen-Lippe kümmern wir uns gemeinsam um agrarpolitische Themen, die für junge Menschen wichtig sind. Nach meiner Erfahrung ist die Stimmung bei den jungen Auszubildenden grundsätzlich gut sie haben Freude an ihrem Beruf und haben Spaß an der Technik. Es gibt sogar junge Leute, die lernen diesen Beruf, ohne eine Perspektive auf Übernahme eines landwirtschaftlichen Betriebes zu haben. Für diese Personen ist es allerdings extrem schwierig, sich nach der Ausbildung eine Existenz aufzubauen. Insbesondere die wirtschaftliche Seite macht ihnen beim Start in die Selbständigkeit oft große Bauchschmerzen. Auch wenn sie Spaß an der Arbeit haben und ihnen die Aufzucht der Tiere und das Gedeihen der Pflanzen auf dem Acker Freude bereitet es ist nicht einfach sich eine Existenz aufzubauen! Falls es deshalb für diese Junglandwirte nach der Ausbildung unmöglich ist, in ihrem Traumberuf zu arbeiten, finden sie - soweit ich das beurteilen kann - problemlos eine andere Arbeit.

Wäre die Existenzgründungspräme, die Sie in der Sendung „Lokalzeit“ für Neueinsteiger ohne das notwendige Eigenkapital in NRW gefordert haben, eine gute Starthilfe um Landwirt zu werden?
Die Existenzgründungsprämie kommt natürlich nicht für jeden Junglandwirt in Frage. Aber einigen der gut ausgebildeten und hoch motivierten jungen Menschen könnte die staatliche Hilfe von maximal 70.000 Euro helfen, sich auf diesen Weg zu machen. Dies gilt insbesondere für Neueinsteiger, die keinen bestehenden landwirtschaftlichen Betrieb übernehmen können. Mit dieser Prämie könnte eine Existenzgründung „angeschoben“ werden. Aufgrund dieses Startkapitals wären dann auch die Banken bereit, notwendige Anschaffungen zu finanzieren. Ich kenne Kollegen, die haben es geschafft, sich mit einem Nischenprodukt eine eigene Existenz aufzubauen – man denke nur an den Gemüseanbau oder die Direktvermarktung für die erstmal keine großen Flächen benötigt werden. In Sachsen-Anhalt gibt es bereits diese staatliche Anschubfinanzierung und hat einen großen Erfolg. Die Kosten für die Ausstattung eines Arbeitsplatzes in der Landwirtschaft sind nun mal extrem hoch.
 

Herr Bühlmeyer, wir danken Ihnen herzlich für das Interview.

 


Termine
1. April 2023 „Vorhelm putz(t)munter“ ab 8:30 Uhr. Treffpunkt Alte Mühle. Anmeldungen bei den Vorständen von IG VVV und Heimatverein oder per E-Mail an info@vorhelm.com“

3. April 2023 ab 18:30 Uhr Mitgliederversammlung der CDU Vorhelm mit Vorstandswahlen auf dem Hof von Henrich und Brigitte Berkhoff, Warendorfer Str. 304 in Vorhelm

 

Zum Schluss
Was immer du tun kannst oder erträumst zu können, fang damit an!
Mut hat Genie, Kraft und Zauber in sich.
Johann Wolfgang von Goethe