Infobrief 4/2021 der CDU OU - Vorhelm

 
Liebe Bürgerinnen und Bürger in Vorhelm,

es geht heute um ein Thema, das leider immer noch aktuell ist und das Leben und die Gesundheit von vielen Menschen bedroht: Corona. Im Wahlkampf haben wir mit vielen Bürgerinnen und Bürgern aus unserem Dorf Gespräche über die Bundespolitik aber auch über die Corona-Pandemie geführt. Wir wollen deshalb mit diesem Dorfbrief kompakt über die Vorteile der Corona-Schutzimpfung informieren, damit sich noch unentschlossene Menschen impfen lassen. Die Leiterin des Kreisgesundheitsamtes Warendorf, Frau Dr. Arizzi Rusche, stand uns als kompetente Ansprechpartnerin für unser Interview zur Verfügung.

Frau Dr. Rusche. Einer der klügsten politischen Köpfe Deutschlands, der Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble, beklagte kürzlich, dass er die mangelnde Impfbereitschaft nicht nachvollziehen könne. „Zu Jahresbeginn hätten die Menschen es nicht erwarten können, die rettende Spritze zu bekommen, und jetzt bleiben Impfdosen massenhaft liegen. Dabei sei ein vollständiger Impfschutz für so viele Menschen wie möglich die einzige Chance, Corona in die Schranken zu weisen und die Freiheit zu sichern“. Frau Dr. Rusche, beobachten Sie auch im Kreis Warendorf eine gesunkene Impfbereitschaft?

Mindestens 183.060 Menschen – das sind 66% der Gesamtbevölkerung - sind im Kreis Warendorf vollständig geimpft (Stand 27.09.2021). Da eine Coronaimpfung erst ab 12 Jahren zugelassen ist, bedeutet dies, dass schon 74,60 % der impfbaren Bevölkerung vollständig gegen Corona geschützt ist. Ich halte die erzielten Impfergebnisse durchaus für zufriedenstellend. Es ist normal, dass nach der großen Welle der Impfwilligen jetzt die Impfkampagne stockt. Zuerst ging es darum, im Impfzentrum und später zusätzlich in den Praxen ein Massenangebot zu unterbreiten. Die Herausforderung lag v.a. darin, die enorme Nachfrage mit dem gering verfügbaren Impfstoff zu bedienen. Jetzt geht es mehr darum, die Personen, die aus verschiedenen Gründen das Impfangebot noch nicht wahrgenommen haben, gezielt aufzusuchen. Deswegen setzt der Kreis Warendorf schon seit Wochen vermehrt auf mobile Impfangebote, z.B. auf Wochenmärkten, vor Supermärkten oder in Fußgängerzonen. So können Menschen vor Ort beraten werden und sich ohne Termin, schnell und unkompliziert impfen lassen.

Aufgrund möglicher Risiken der neuen Corona-Impfstoffe verweigern viele Menschen den kleinen „Pieks“. Tatsächlich wurden die Zulassungsverfahren extrem verkürzt und es gibt noch keine Erfahrung über etwaige Langzeitwirkungen. Teilen Sie als Leiterin des Kreisgesundheitsamtes diese Bedenken?

Die Skepsis dieser Menschen ist verständlich: Kaum ein Impfstoff wurde so schnell entwickelt und zugelassen. Aber auch bei den SARS-CoV2-Impfstoffen wurden die erforderlichen Testphasen durchlaufen. Der Unterschied ist jedoch, dass aufgrund der pandemischen Lage mit unmittelbarer medizinischer und wirtschaftlicher enormer Tragweite diesmal viele bürokratische Hürden abgebaut wurden und vom Beginn an der Entwicklung dieses Impfstoffs absolute Priorität und unvergleichbare Finanzierungen gewährt wurden. Die schnelle Ausbreitung des Virus ermöglichte auch eine rapide Analyse der Wirksamkeit des Impfstoffs. Das Rekordtempo in der Entwicklung war nicht auf Kosten der Sicherheit.

Ohne zu sehr ins Detail zu gehen – bei einer herkömmlichen Impfung werden Krankheitserreger in abgeschwächter Form verwendet, um das körpereigene Immunsystem zu veranlassen, sich selber gegen eine Infektion zu schützen. Bei der neuen Impftechnik wird ein genetischer Impfstoff eingesetzt, der auf menschliche Zellen einwirkt und vor der CoronaPandemie in vergleichbarer Form großflächig noch nicht zum Einsatz gekommen ist. Erklärt dies bei vielen Menschen die Impf-Zurückhaltung?

Das Wichtigste zuerst: Die mRNA-Impfstoffe werden nicht in das Erbgut eingebaut, sondern nach kurzer Zeit wieder vom Körper abgebaut. Für alle Corona-Impfstoffe liegen keine Nachweise von unerwünschten Auswirkungen auf das menschliche Genom vor! Bei den herkömmlichen Impfstoffen werden in kleinsten Mengen - abgeschwächt oder getötet – Krankheitserreger verabreicht. Bei den Corona-Impfstoffen wird nur die Bauanleitung für das Spikeprotein des Virus in die Zelle eingeführt. Bei den Vektorimpfstoffen AstraZeneca und Johnson&Johnson mit Hilfe von einem anderen harmlosen Trägervirus und bei den mRNAImpfstoffen von BioNTech und Moderna mit Hilfe von kleinsten Fetttröpfchen. Die Technik des Vektorimpfstoffs wurde schon erfolgreich gegen das Ebolavirus angewendet und die mRNA-basierte Technik ist jetzt schon eine vielversprechende Therapie, z.B. in der Krebsbehandlung. Insofern ist hier auch die Zurückhaltung verständlich, aber wenig begründet.

Selbst Experten tun sich schwer, die neue Krankheit zu verstehen und streiten sich über die notwendigen Maßnahmen zu ihrer Bekämpfung. Dazu gibt es weltweit unzählige Studien. Könnte es sein, dass gerade Impfskeptiker eher kritische Studien über dieses Thema lesen und diesen Expertisen glauben, weil dadurch ihre eigene Einstellung noch mit Fakten unterlegt wird?

Als es noch kein Internet und keine social media gab, haben sich die Menschen von ihrem Hausarzt beraten lassen und in der Regel seiner Einschätzung vertraut und gefolgt. Heute kann sich jeder im Netz informieren, aber die Vielfalt der zugänglichen Informationen macht es nicht einfacher: Häufig wird die wissenschaftliche Kompetenz der Informationsquelle nicht beachtet. Es ist wichtig, sich auf seriöse Informationsquellen zu beschränken, z.B. die STIKO, die wissenschaftlich fundiert alle verfügbaren Studien auswertet und die möglichen Nutzen und Schäden einer Impfung kompetent analysiert und abwägt. Es geht in den Naturwissenschaften nicht um Meinungen, sondern um evidenzbasierte Fakten! Halten wir fest: Grundsätzlich sollte sich jeder Erwachsene impfen lassen, um nicht ernsthaft an „Corona“ zu erkranken und - was ganz wichtig ist - auch um Folgeschäden dieser Infektion möglichst zu vermeiden. Die STIKO hat jetzt eine allgemeine Impfempfehlung für Kinder und Jugendliche von 12 bis 17 Jahren veröffentlicht. Viele Eltern haben aber nach wie vor große Bedenken ihre Kinder impfen zu lassen. Wie ist Ihre Meinung dazu? Bisherige Studien zeigen, dass gesunde Kinder und Jugendliche im Fall einer Corona-Infektion meist keine oder nur milde Symptome zeigen. Schwere Krankheitsverläufe sind selten, Todesfälle gab es in Deutschland nur bei Kindern mit schweren Vorerkrankungen. Langzeitfolgen der Infektion - z.B. chronische Müdigkeit, Konzentrationsschwierigkeiten, depressive Verstimmungen - sind allerdings jetzt schon bekannt, wenn auch in der Häufigkeit noch nicht genau geklärt. Darüber hinaus sind die psychosozialen Folgen von im Fall einer Infektion notwendigen Isolationsmaßnahmen erheblich. Hingegen stehen aktuell bei zwei mRNA-Impfstoffen (von BioNTech und Moderna) nach sorgfältiger Prüfung der STIKO die Sicherheit und die Wirksamkeit außer Frage. Auch bei den im Kreis Warendorf bisher durchgeführten Impfungen von Kindern und Jugendlichen sind uns keine relevanten Nebenwirkungen gemeldet worden.
Sowohl für Kinder als auch für Erwachsene gilt: Impfen ist aktuell der einzige Weg, sich selbst und andere Menschen vor einer schweren Infektion zu schützen und bald aus dieser Pandemie zu kommen. Ungeimpfte riskieren derzeit ihr Leben, obwohl die Impfung inzwischen für alle unkompliziert verfügbar ist!
Ich kann nur erneut appellieren: Lassen Sie sich impfen, unterstützen Sie andere auf dem Weg zur Impfung, wenden Sie sich an Ihren Arzt oder an das Gesundheitsamt, falls Sie noch unentschlossen sind und Fragen haben! Wir beraten Sie gerne!

Frau Dr. Rusche wir danken Ihnen herzlich für das Interview.


Zum Schluss

Die Freiheit des Einzelnen endet dort,
wo die Freiheit des anderen beginnt. (Immanuel Kant)